Die Stiftung der Cellitinnen stellt sich vor
Umfassende Angebote im südlichen Rheinland
Aus zwei macht eins: Wie kamen Sie auf die Idee, sich zu einer „Stiftung der Cellitinnen“, so der gemeinsame Name, zusammenzuschließen?
Thomas Gäde: In Köln gibt es drei Cellitinnen-Orden mit historisch verflochtenen Wurzeln; zwei der Folgeorganisationen sind bis heute Träger von Krankenhäusern, Seniorenhäusern und diversen weiteren Einrichtungen, daher standen wir uns immer schon nah. In den vergangenen 10 Jahren hat der Wettbewerb im Gesundheitswesen deutlich zugenommen. Viele kommunale und auch konfessionelle Krankenhäuser gaben auf oder wurden an private Klinikketten veräußert. Daher haben wir 2016 bilaterale Gespräche auf Vorstandsebene aufgenommen, um zu prüfen, ob eine Zusammenführung sinnvoll und eine Abstimmung der Leistungsbereiche sogar überlebenswichtig werden könnte. Da wir in ähnlichen Geschäftsfeldern, aber unterschiedlichen Orten und Stadtvierteln tätig sind, kamen wir überein, einen Zusammenschluss anzustreben. Der Weg dorthin wurde dann aber länger und steiniger als erwartet…
Dieter Kesper: Ein grundsätzlicher Punkt für unseren Zusammenschluss ist der Erhalt von Krankenhäusern in katholischer Trägerschaft, insbesondere für die Menschen in Köln. Als konfessioneller Träger arbeiten wir auf der Grundlage christlicher Werte und folgen nicht der Zielsetzung maximalen Profit zu machen. Auch wir sind darauf angewiesen Überschüsse zu erwirtschaften, die wir aber vollständig in die Erhaltung und den Betrieb unserer Einrichtungen investieren. Unser christliches Proprium – also das Besondere, dass uns ausmacht – führt die beiden Cellitinnen-Stiftungen in verwandter Weise zusammen. Daher kamen wir schnell überein, dass eine Verschmelzung beider Stiftungen nur folgerichtig ist – und zwar zu einem Zeitpunkt, an dem es beiden Organisationen wirtschaftlich gut geht und wir uns auf Augenhöhe begegnen.
Welche Vorteile ergeben sich aus der Zusammenführung der Stiftungen?
Thomas Gäde: Eines unserer zentralen Anliegen ist es, unsere Leistungen am aktuellen und künftigen Bedarf auszurichten. Das heißt, wir wollen die medizinischen Schwerpunkte in den Einrichtungen so aufeinander abstimmen und dann gezielt aufstellen, dass sie bestmöglich der Versorgung von Patienten entsprechen. So wollen wir Kompetenzen an bestimmten Standorten bündeln. Dies gilt vor allem für die hochspezialisierte Versorgung, die das Vorhalten von aufwändiger Medizintechnik und von erfahrenen Fachärzten erforderlich machen. Gleichwohl soll die Akut- und Grundversorgung an den Standorten ergänzt durch Ambulanzen und Medizinische Versorgungszentren (MVZ) gewährleistet bleiben.
Dieter Kesper: Von dem Zusammenschluss profitieren in erster Linie die Krankenhäuser unserer beiden Verbünde in Köln. In dem sich wandelnden Gesundheitsmarkt wollen wir zukunftsfeste Strukturen für unsere Einrichtungen schaffen. Zudem können Ressourcen optimiert werden, was Mittel für die Weiterentwicklung der Standorte freimacht. Darüber hinaus soll die Digitalisierung in Medizin und Pflege weiter vorangetrieben werden. All dies erfolgt mit der Zielsetzung, die bestmögliche Gesundheitsversorgung für die Menschen in Köln und im Umland zu schaffen. Im Übrigen gehen wir konform mit den Vorgaben der Krankenhausplanung des Landes und mit der Bundespolitik.
Sie sprechen gerade vor allem von den Krankenhäusern – wie geht es für die anderen Unternehmensbereiche, die Marienborn GmbH oder die Seniorenhaus GmbH weiter?
Thomas Gäde: Alle Unternehmensbereiche und Einrichtungen, die bislang zur Stiftung der Cellitinnen e.V. oder zur Stiftung der Cellitinnen zur hl. Maria gehörten, kommen unter das gemeinsame Dach der neuen „Stiftung der Cellitinnen“. Die bereits erwähnten Veränderungen sind primär im Kölner Krankenhausmarkt erforderlich, die anderen Geschäftsbereiche und Einrichtungen sind davon nur mittelbar betroffen, d. h. für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kaum spürbar.
Dieter Kesper: Wir wollen uns mit der Zusammenführung so vieler Einrichtungen nicht überheben, keine Baustellen aufmachen, die nicht notwendig sind. Ob Seniorenhäuser,
Behindertenhilfe, krankenhausnahe Dienstleistungs- oder Cateringunternehmen: Sie sind alle
gut aufgestellt. Deshalb sehen wir dort momentan überhaupt keinen Grund, Änderungen vorzunehmen.
Was konkret ändert sich an den Angeboten der Krankenhäuser?
Dieter Kesper: Das St. Agatha Krankenhaus in Köln-Niehl wird sich auf die psychiatrischen Angebote
konzentrieren. Das bedeutet, die Kliniken für Innere Medizin und die Chirurgischen Fachabteilungen
schließen am Standort bzw. ihre Leistungen werden an andere Krankenhäuser verlagert.
Welchen Nutzen ziehen Patienten, Bewohner und Klienten aus dem Zusammenschluss?
Dieter Kesper: Vor allem die Krankenhäuser unserer beiden Organisationen können künftig ihre Leistungen gezielter aufeinander abstimmen. Dies ermöglicht eine noch bessere Versorgung unserer Patientinnen und Patienten, Bewohnerinnen und Bewohnern und Klientinnen und Klienten, weil wir Kompetenzen zusammenführen.
Auch die Pflege und Betreuung im nachstationären Bereich – also für Reha-Maßnahmen, Kurzzeitpflege
oder einem Platz in einer psychiatrischen Einrichtung – können künftig optimal miteinander verzahnt
werden, weil wir sie unter einem Dach anbieten.
Was bedeuten die Veränderungen für die Mitarbeiter?
Thomas Gäde: Wir setzen auf eine transparente und persönliche Kommunikation. Deshalb werden wir neben einem Magazin im Tageszeitungsformat 16 Informationsveranstaltungen vor Ort ausrichten, bei denen Herr Kesper und ich allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern den Prozess erläutern und ihnen Rede und Antwort stehen werden. Der spätere Veränderungsprozess wird intern von Personalfachleuten begleitet und gecoacht, damit unsere Unternehmensbereiche organisch zusammenwachsen können.
Dieter Kesper: Für den überwiegenden Teil der Mitarbeitenden in den Kliniken wird sich wenig ändern,
weil die Abteilungsstrukturen und Abläufe unverändert bleiben. Auch die Konditionen und Rahmenbedingungen, wie die Richtlinien für Arbeitsverträge in den Einrichtungen nach den AVR, bleiben unangetastet. Dort, wo sich strukturelle Veränderungen ergeben, führen wir mit den Kolleginnen und Kollegen Gespräche, machen Angebote für den Einsatz an alternativen Standorten und in neuen Arbeitsfeldern. Denn auch die erforderliche Umstrukturierung ist ein wichtiger Teil für ein erfolgreiches Zusammenwachsen.
Was kann die neue Stiftung den Mitarbeitern bieten?
Dieter Kesper: Langfristig bieten wir unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern durch die Vielfalt des
Unternehmens ein attraktives und sicheres Arbeitsumfeld mit einer Fülle an Berufsfeldern in unterschiedlichen Teams und an beliebten Standorten. Dies gilt zudem für zahlreiche Ausbildungen – von der
Köchin bis zum Operationstechnischen Assistenten –, für Fort- und Weiterbildungen und natürlich für
die Pflegeausbildung und die Facharztweiterbildung.
Thomas Gäde: Innerhalb des neuen Verbundes eröffnen sich weitere Karrierechancen, ohne den Arbeitgeber
wirklich wechseln zu müssen. Das ist ein enormer Vorteil, der es Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern
erlaubt, in einem abgesicherten Rahmen Neues auszuprobieren,denn die Freude am Beruf ist die wichtigste Motivation für die tägliche Arbeit.
Wie stehen die Ordensschwestern zum Zusammenschluss? Zwar werden nicht ihre Gemeinschaften, aber doch ihre Werke zusammengelegt.
Dieter Kesper: Die jeweiligen Ordensgemeinschaften der „Genossenschaft der Cellitinnen nach der Regel des hl. Augustinus“, Köln, Severinstraße sowie der „Cellitinnen zur hl. Maria in der Kupfergasse“ begrüßen und unterstützen den Zusammenschluss ausdrücklich. Bereits 2016 mit den ersten Überlegungen zum Thema wurden unsere Ordensschwestern dazu befragt und eingebunden.
Thomas Gäde: Die neue Stiftung der Cellitinnen führt das sozialkaritative Erbe der beiden Cellitinnen-
Ordensgemeinschaften weiter fort. Denn wir wollen die Werke unserer Gründerinnen erhalten und stärken. Vereinfacht könnte man auch sagen: ‚Es kommt zusammen, was zusammengehört‘ – denn wir haben dieselben Wurzeln.
Wie groß wird der neue Verbund?
Thomas Gäde: Unter dem Dach der neuen Stiftung der Cellitinnen kommen über 13.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zusammen, die derzeit in 14 Krankenhäusern, Privat- und Fachkliniken, in 38 Senioren- und Pflegeeinrichtungen sowie in 32 mobilen Pflegediensten, Rehakliniken, Medizinischen Versorgungszentren, Einrichtungen der Behindertenhilfe, Schulen und diversen andern Dienstleistern tätig sind. Mit diesem geballten Wissen sind wir ein rundum kompetenter Ansprechpartner für alle Fragen in Sachen Gesundheit und
Alter.
Wie wird dieser Neustart nach außen sichtbar?
Dieter Kesper: Rein äußerlich in einem neuen Logo, das ja auch in dieser Ausgabe vorgestellt wird.
Inhaltlich werden wir über die geplanten Maßnahmen informieren und mit den Menschen direkt sprechen,
für die sich Neuerungen ergeben. Mittelfristig streben wir ein einheitliches Erscheinungsbild an,
damit Externe unsere Einrichtungen direkt als Anbieter unter dem Dach der Stiftung der Cellitinnen
erkennen.
Was wünschen Sie sich, dass in zehn Jahren und darüber hinaus über die ‚Stiftung der Cellitinnen‘
gesagt wird?
Thomas Gäde: Ich wünsche mir, dass der Verbund so zusammengewachsen ist, dass er sich als Einheit
fühlt und unsere Mitarbeiter sich zu Hause fühlen, sich gerne einbringen und wissen, dass sie und ihre
Meinung geschätzt werden. Von Außenstehenden wird der Verbund als ein leistungsfähiger, moderner
Gesundheitsdienstleister wahrgenommen, dem die Menschen Vertrauen schenken.
Dieter Kesper: Ich möchte, dass die Werke der Ordensgemeinschaften auch künftig in den Einrichtungen der Stiftung der Cellitinnen fortleben. Denn unser aller Handeln ist kein Selbstzweck, sondern basiert auf der Intention unserer Cellitinnenschwestern, sich um kranke, verletzte, alte und sterbende Menschen zu kümmern. Das sollten wir uns zu jeder Zeit in Erinnerung rufen.
Vielen Dank für das Gespräch!